Werner Neymayer in JA Karlau offiziell im Hungerstreik

Werner Karl Neymayer: Nach Rundreise durch Österreich - auf dem Weg zurück nach Stein.

(Wien, im Jänner 2011) Der „Bomber von der Höhenstraße“, Werner Karl Neymayer ist offiziell seit 25. Jänner 2011, Punkt 12 Uhr 30 im „Hungerstreik“. Das gibt sein Verein „Stöpselkind“ bekannt. Als Grund gibt er für seine Maßnahme an, dass er nicht nach Stein in die hiesige Justizanstalt verlegt wird. Er wohnt nach einer Verlegung aus Garsten seit einem Jahr in der Karlau in Graz. Dorthin waren aber die Anreisen seiner Frau zu weit und er beantragte Hafthausverlegung nach Stein. Dort war er schon einmal bevor er nach Garsten verlegt wurde: Unmittelbar nach seiner Verurteilung am Landesgericht Wien (viertägiger Prozess, Verteidigung Herbert Eichenseder) kam er nach Stein.

Erstes Mal in Stein

Dort kam es rund um seinen Kriminalfall (2004) zu nachträglicher Aufregung, da in den Fall fünf Beamte des polizeinahen Geheimdienstes LVT Wien involviert waren. Es gibt eine 75-seitige Anzeige gegen diese Beamten durch das „BIA“, doch die Anzeige wurde fast taggleich niedergelegt. Während seiner Stein-Zeit sorgte das aber für Aufregung, weniger die Bastelarbeit aus Schwefelköpfen im Haftraum, die von der Gefängnisverwaltung als „Bombe“ gedeutet wurde. Es kam 2007 zu einer Verlegung nach Garsten (OÖ).

In Garsten blieb er rund zwei Jahre, dann kam er in die Karlau (STMK). Dort drückte er wieder nach Stein an und bekam durch die Vollzugsdirektion eine Genehmigung, dass er wieder nach Stein verlegt wird. Doch es verzögert sich nun Woche um Woche. Das kann zwei Gründe haben: Logistische Probleme in den Hafthäusern. Werner Neymayer vermutet tiefere Gründe und nahm das zum Anlass für einen „Hungerstreik“.

Hungern in Karlau

Er fühlt sich hingehalten. Er will möglichst bald nach Stein, das unabhängig von der Haftsituation seine Heimat ist, da er schon zuvor in Krems wohnte. Die von seinem Verein genannte Chronik kann „Gericht und Gefangen“ nicht überprüfen, es wird unüberprüft auf seinen Angaben wiedergegeben.

Er sagt, ihm wurde 5. Jänner 2011 von der Vollzugsleitung der JA Graz-Karlau „schriftlich zur Kenntnis gebracht, dass seinem Antrag auf Strafvollzugsortsänderung stattgegeben wird“ und er am 20. Jänner 2011 in die JA Stein transportiert wird.“ Als Grund nannte er familiäre Gründe, zum anderen: „Nur von dort aus ist es möglich sein Strafverfahren in wirtschaftlich vertretbarer Form weiter zu führen.“ (Zitat Verein)

Die Messer sind vorbereitet, es ist angerichtet. Parallel ging der Verein Stöpselkind am 13. Jänner 2011 mit Aktivität in die Offensive. Auf der Vereinshomepage stellte man aus dem digitalen Akt des Falles Neymayer eine „detaillierte Chronologie der Straftaten und Amtsmissbräuche erstmalig online“ und informiert die Öffentlichtkeit aus Sicht des Vereines über „die Straftaten der BVT-Beamten und Staatsanwälte“. (Zitat Verein) – Zum Neymayer-Strafakt eine editorische Anmerkung: Er umfasst 16.000 digitale Seiten, wurde von Neymayer in einjähriger Scan-Arbeit in der JA Garsten angefertigt und liegt dem Journal nicht vor; Neymayer wollte ihn 2008, als engerer Kontakt als heute bestand, schicken, händigte ihn dann aber nur seinem damaligen Wiederaufnahme-Verteidiger Roland Friis aus, der mit kurzer Unterbrechung und Zurücklegung des Mandats nun wieder und nach wie vor an einer Wiederaufnahme für den Mandanten Neymayer schreibt.

Offensiv-Drang nach Krems

Die Neymayer-Offensive im Jänner 2011 dürfte bei einigen auf Unverständnis gestoßen sein. Effekt für ihn, Zitat Verein: „19. Jänner 2011: Werner Neymayer wird mitgeteilt, dass er nicht für den Transport in die JA Stein vorgesehen ist, dieser soll nun am 27. Jänner 2011 erfolgen. Trotz der psychischen Belastung, welche die Verschiebung des Termins bei Werner Neymayer auslösen und der dadurch entstehenden Verzögerungen in seinem Strafverfahren, nimmt er dies zur Kenntnis und bereitet sich auf den neuen Transporttermin vor.“

Mitten darin, in der Wartezeit auf seine Verschickung aus dem Hafthaus Karlau in das Hafthaus Stein, beginnt Werner Karl Neymayer einen „unbefristeten Hungerstreik“. Wie lange dieser dauert, weiss nur er. Sein Verein gibt bekannt: „Nachdem nun weitere Akten zur Verfügung gestellt wurden, konnten in die Chronologie nachstehende wichtige Punkte aufgenommen werden, die aufzeigen, wie ganz bewusst die Republik Österreich in ihrem Recht auf Strafverfolgung geschädigt wird und BVT-Beamte vor strafrechtlicher Verfolgung geschützt werden. Des Weiteren wird Werner Neymayer einer künstlich erzeugten Stress-Situation ausgesetzt, um zu unterbinden, dass er an seinem Strafverfahren weiter arbeiten kann. Aus diesem Grunde ist er mit 25. Jänner 2011, 12 Uhr 30 Uhr in einen unbegrenzten Hungerstreik getreten, der solange aufrecht erhalten wird, bis es von Seiten der Justiz ermöglicht wurde, dass Werner Neymayer an seinem Strafverfahren, in wirtschaftlich vertretbarer Form, weiter arbeiten kann, um seine Unschuld beweisen zu dürfen.“ (Zitat Verein)

Zweites Mal in Stein

Man wird sehen, ob er am 27. Jänner 2011 verlegt wird. Fall-Außenstehenden ist zu erklären, warum er in den Streik geht. Er meint, dass das Urteil rund um die Handgranaten-Explosion auf der Wiener Höhenstraße falsch ist und kein Mord war. Es war eine Unfallsituation, bei der seine Sekretärin und Geliebte ums Leben kam. Der damals schwer Verschuldete (800.000 Euro) profitierte zwar an einer Lebensversicherung mit 300.000 Euro, doch aus seiner Sicht ist das kein Motiv, das ausreicht. Er sieht in der Konstellation der Beamten des Verfassungschutzes die wahren Hintermänner, die ihn zum Vorzeigen der Handgranaten überredet hätten, um polizeiliche Erfolge zu feiern. Freilich: Das Landesgericht Wien gab für den Tötungsfall Lebenslang, das Neymayer bisher mit einem Wiederaufnahmegesuch (Garsten/Linzer Anwalt) zu bekämpfen versuchte und scheiterte. Ein zweites Wiederaufnahmegesuch ist noch nicht eingebracht, soll aber in Arbeit sein. Mit der Rückverlegung nach Stein will der Kremser nach seiner Rundreise durch die zwei großen Bundesländergefängnisse (Garsten/OÖ und Karlau/Steiermark) die Kräfte für neue Attacken in seiner Rechtssache von Krems aus besser bündeln.

Marcus J. Oswald (Ressort: Justizanstalten, JA Karlau)

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