Der einzige Vierfachschütze Österreichs, der trotz Glasauge und einem Grauen Star am zweiten Auge vier bewegliche Ziele so gut traf, dass alle umkamen: Josef Pepe Branis. (Foto: Oswald)
(Wien, im Oktober 2010) Josef „Pepe“ Branis, 70, sah nur mehr grau. Der Strasshofer, der am 1. Juli 2008 das Ehepaar Jedlicka und das Ehepaar Branis mit dem Revolver wegputzte (alle vier tot!), wurde am 28. Jänner 2009 in Korneuburg wegen Mordes zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. Am „Felsen“ (Justizanstalt Stein) schaut er in der Krankenabteilung, wo er wegen Magenproblemen liegt, gegen die graue Mauer. Dazu der graue Star!
Grau in Grau
Josef Branis hat ohnehin nur mehr ein Auge, eines ist eine leblose Glaskugel. Das andere Auge arbeitet noch, aber die Linse wurde immer trüber. Das Sehvermögen war auf 60 Prozent eingeschränkt und es sank. Josef Branis war doppelt gefangen: In der Justizanstalt (grauer Alltag) und vom Katarakt (grauer Star). Doch nun der Befreiungsschlag!
In der ersten Oktober-Woche 2010 fuhr er mit dem Kremser Justizbus ins Spital zur Augenoperation aus. Der Lasereingriff dauerte nicht lange. Zwanzig Minuten. Nun sieht der Vierfachpräzisions-Schütze von Strasshof wieder Farben. Und scharf wie ein Junger. Trotzdem müsste er bei der Behindertenolympiade antreten, wo er vermutlich eine Goldmedaille machte. Denn die Glaskugel bleibt ihn.
Wieder Zielwasser
Noch immer können sich viele nicht erklären, wie er am 1. Juli 2008 mit einem toten Glasauge, einem ausgetrockneten Auge (Grauer Star) und dem Sehbehinderten-Pass der ÖBB im Hosensack (die Blindenschleife zu tragen lehnte er ab) soviel Zielwasser finden konnte, auf vier bewegliche Ziele mit einem Revolver zu schießen, wobei alle vier Personen den Tod fanden. Er ist und bleibt der einzige sehbehinderte Schütze mit vier Toten in der Kriminalgeschichte Österreichs.
Marcus J. Oswald (Ressort: Justizanstalten, JA Stein)
Cicero
Gericht und Gefangen 