Helmut Osberger in JA Garsten angekommen

(Wien, im Mai 2009) Beim Berufungsprozess im Wiener Justizpalast am 19. März 2009, der wegen des parallel stattfindenden Josef Fritzl-Prozesses thematisch und medial etwas unterging, hielt Helmut Osberger das Sachbuch „Unschuldig“ demonstrativ in der Hand und in die Kameras der sich verlaufenden Pressefotografen. Er saß dabei dem Irrtum auf, dem viele Straftäter aufsitzen, eine semantische Finesse: „Unschuldig ist nur ein kleines Kind. Der erwachsene Mensch ist bestenfalls schuldlos.“ (c/ Harald Zeilinger)

Osberger setzte im Justizpalast nicht nur die falsche Geste, sondern auch auf das falsche Buch. Jedenfalls: Er ging mit 20 Jahren Haft in den Ring der Berufungsanhörung. Zu Beginn strahlte er noch siegessicher.

Lebenslang!

Nach dem kurzen Verfahren stieg ihm Blässe ins Gesicht: Der Senat erhöhte wegen besonderer Heimtücke auf „lebenslang“.

Sein Anwalt Nikolaus Rast hat kein besonderes Talent für Öffentlichkeitsarbeit und ist der Typ Wiener Anwalt ist, der sich die Presse aussuchen will, die über einen Fall berichtet. Der Porsche Carrera-4-Fahrer, der nicht zurückruft und sich für freundliche Emails, die man ihm schickt, nicht bedankt, scheiterte auf voller Linie. Trotzdem ist der Junganwalt nun noch siegessicherer als sein Mandant: Er geht in Wiederaufnahme! Und verkauft auch diese Pointe eilfertig, wie er ist, der Presse.

Opfer im Wachkoma

Die Öffentlichkeit bekommt von diesen Hintergründen so wenig mit wie der vergiftete Bürgermeister von Spitz an der Donau. Hannes Hirtzberger liegt nämlich noch immer im Wachkoma und wurde ein schwerster Pflegefall. Laut Geschworenengericht am Landesgericht Krems ist Helmut Osberger der überführte Täter, der das „perfekte Verbrechen“ von langer Hand vorbereitet und umgesetzt hat. Laut Urteil ging es um alte Feindschaften und das Motiv Geld. Mehr ist zu diesem Fall – im Moment – nicht zu sagen. Denn mit einem Anwalt, der Informationen selektiv streut, an manche schon und manche nicht, ist nicht zusammenzuarbeiten.

Gute Ankunft

Was zu sagen ist: Helmut Osberger ist heute, 5. Mai 2009, mit der Justizbus, die „Westroute“ entlang, in der Justizanstalt Garsten gut angekommen und wird dort für die nächsten Jahre Quartier beziehen. Zunächst zwei Wochen im „Zugang“, danach „klassifiziert“ nach Delikt und Strafhöhe bei den rund weiteren 35 „Lebenslangen“ in der obersten Etage des Justizgebäudes: Auf der Galerie.

Marcus J. Oswald (Ressort: Justizanstalten, Lebenslang, Mord)

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